Catch the millionaire: Die Verräterinnen des Feminismus

Was haben Femen-Frauen und die Kandidatinnen der Show Catch the millionaire (donnerstags auf Pro 7) gemeinsam? Für die Pointe dieses Herrenwitzes muss man kurz um die Ecke denken. Das Wesen des Herrenwitzes ist, wie jeder weiß, zwar chauvinistisch, aber manchmal gibt es einen Twist, den auch Frauen goutieren. Es ist der klitzekleine Wahrheitskern.

Wer bisher die Augen vor Catch the millionaire verschlossen hat, dem sei kurz das Prinzip erklärt. Wie so viele andere Shows ist auch sie gewissermaßen ein soziales Experiment. 18 junge schöne selbstbewusste Frauen bewerben sich um drei schöne selbstbewusste Millionäre. Klingt wie ein Märchen, ist auch eins. Was die Damen nämlich nicht wissen: nur einer von den dreien ist tatsächlich reich, und an diesem Donnerstag wird sich zeigen, wie es um den guten Charakter der Damen bestellt ist, wenn sie erfahren werden, dass zwei der Jungs auf lange Strecke wohl eher kein Jetset-Leben garantieren.

Das Original der Kuppelshow kommt aus den USA und geriet zum spektakulären Erfolg. 40 Millionen Menschen schauten beim Finale zu. Buntes, widersprüchliches Sehnsuchtsland: Die USA ist ja zugleich das Land mit den schärfsten Gesetzen zur Bekämpfung von Sexismus. Zu Recht, wie viele auch hierzulande finden. Während der Hochphase der #Aufschrei-Debatte, wo junge Feministinnen wie Anne Wizorek oder Laura Dornheim von der Piratenpartei den Ton angaben und als letzte Instanzen zu Sexismusfragen durch die Talkshows gereicht wurden, fürchtete manch einer schon, Deutschland könnte sich die USA noch stärker zum Vorbild nehmen. Damit zu Femen.

Femen, so darf man sagen, ist eine altbacken anmutende Effekthascherei mittels schöner nackter Brüste, die sich bis dato als wenig hilfreich und in Tunesien schlicht als kontraproduktiv erwiesen hat. Das sehen viele Frauenrechtlerinnen genauso, auch wenn sie es aus falsch verstandener Solidarität dann nicht immer so schreiben. Und so mancher sehr männliche, sehr weiße, sehr gebildete, und sehr mittelaltrige Sack (geläufige Feindbeschreibung) durfte ausnahmsweise entspannt die Kritik teilen.

Gefragt wurde natürlich schon, warum die Femen-Frauen eigentlich alle Modelmaße haben, und die Antwort war von dieser einen, besonders toll aussehenden Inna Schevtchenko: Stimmt ja gar nicht. Fragen dürfte man auch, ob gerade der schöne Körper die Femenaktionen nicht extrem neurotisch auflädt. Ob eine Femen-Aktion weniger politisch motiviert ist, vielmehr wie die Kompensation eines eher imaginierten Patriarchats anmutet? Man nehme die deutsche Aktivistin Josephine Witt. Hätte die 20-jährige Philosophiestudentin „mit den Rehaugen und den langen Beinen“ (taz) unter anderen Umständen nicht woanders landen können? Dahin, wo Neurosen, die öffentlichkeitswirksam ausgelebt werden wollen, einen eben so hinführen? Also irgendwo in die Medien, wo sie vermutlich sowieso landen wird.

Via: cicero.de


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