Die mitreißende Kraft der Rebellion

Rebellion ist tägliche harte Arbeit und gewaltfreier Protest doppelt so effektiv wie der Einsatz von brutaler Gegenwehr. Das ist die Quintessenz aus der neuen Doku „Everyday Rebellion“, die bei der Berlinale mit dem „Cinema for Peace“-Award geehrt wurde und nun auch bei der Diagonale in Graz gezeigt wurde. Am 21. März kommt der Film regulär in die österreichischen Kinos.

In fünfjähriger Arbeit haben die österreichisch-iranischen Regie-Brüder Arash und Arman T. Riahi mehr als 1.400 Stunden Material gesammelt und zu einem beinahe zweistündigen, mitreißend und unterhaltsam gestalteten Manifest für politische Rebellion verdichtet. Weiteres Videomaterial ist auf einer crossmedialen Webseite, die das Projekt begleitet, zu sehen.

Occupy Co.


Femen erffnet Trainingszentrum in Paris
Inna Schewtschenko (rechts) gründete ein Trainingszentrum in Paris
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Foto: ap

Im Film werden Bewegungen wie Occupy Wall Street, Femen oder The Yes Men porträtiert und Gemeinsamkeiten mit dem Arabischen Frühling oder riskanten Protestformen im Iran aufgezeigt. Die „Riahi Brothers“ verzichten dabei auf jeglichen Kommentar, lassen dafür Aktivisten und Experten wie etwa Erica Chenoweth zu Wort kommen. Zwischendurch verleiht eine flüsternde Stimme auf Spanisch jenem Unzufriedenheitsgefühl Ausdruck, das scheinbar Demonstranten von New York bis Kairo, von Kiew bis Istanbul, von Teheran bis Madrid vereint.

Einige "Femen"-Aktionen

Methoden des Protests

Die Wurzeln der Ungerechtigkeit werden im Film nicht analysiert. „Wir wollten uns wirklich auf die Methoden des Protests konzentieren“, sagt Arman T. Riahi nach der Vorstellung im KIZ Royal Kino. Es wäre unmöglich in einem einzigen Film den politischen Background in all diesen Ländern zu zeigen. Dass Unterschiede zwischen dem Protest gegen das Finanzkapital und dem gegen despotische Regime bestehen, sei den Machern durchaus bewusst gewesen. „Wir haben aber nicht das Recht zu sagen, dieses Problem wiegt schwerer als dieses. Es gibt auch in den USA sehr viele Leute, die leiden.“ Die Gründe für die Wut der Bürger würden ohnehin in den Massenmedien beleuchtet.

Als Gäste waren zwei Protagonisten des Films beim Publikumsgespräch anwesend: Zum Einen die ukrainische Femen-Aktivistin Inna Schewtschenko und Ahmed Zaino aus Syrien. Letzterer sorgte in dem vom Bürgerkrieg erschütterten arabischen Land mit mehreren Aktionen für Aufsehen. Zaino schaffte es, mit zwei Helfern, das Wasser der wichtigsten Brunnen in der Hauptstadt Damaskus blutrot einzufärben. Eine Woche hätte es gedauert, bis die Regimetreuen das Wasser komplett reinigen konnten. An einem anderen Protesttag ließ man orangefarbene Tischtennisbälle durch die abschüssigen Gassen kugeln. Darauf waren politische Botschaften geschrieben.  

"Femen"-Protest soll nackt bleiben

Die prominenteste Aktivistin der feministischen Gruppe „Femen“ lebt seit 2012 in Frankreich. Nach einer Solidaritätsaktion für die russischen Pussy Riot, bei der Schewtschenko ein orthodoxes Kreuz mit einer Motorsäge umschnitt, habe sie aus der Ukraine flüchten müssen. Bekannt wurde die Gruppe durch ihre  Protestaktionen mit nackten Oberkörpern. Daran wird sich auch bei den neuen, unsicheren Verhältnissen, nichts ändern. „Nach dieser überzeugenden Antwort, die „Everybody Rebellion“ gibt, wäre es seltsam, plötzlich Gewalt einzusetzen – wobei Femen da ein bisschen heraussticht. Wir versuchen diese Aggression, die wir haben, zu zeigen – auch wenn sie nicht direkt gewalttätig ist.“ Wenn es nicht funktionieren würde, würde „Femen“ aber etwas anderes probieren.

„Wir als Gruppe haben vieles ausprobiert“, erzählt Schewtschenko. “Am Beginn nahmen wir an langweiligen klassischen Demonstrationen Teil. Wir wurden zwei Jahre lang ignoriert. Schließlich haben wir festgestellt, dass unsere Sprache eine ganz andere sein muss, als jene, die unsere Gegner verwenden. Dass sich die Kraft des Volkes durchsetzen wird, davon ist die Ukrainierin überzeugt.“ Die Leute, die für etwas auf die Straße gehen, werden gewinnen und nicht jene, die nur im Ledersessel sitzen und ihr Geld zählen.“

2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung eines Landes sei nötig, um mit großer Wahrscheinlichkeit etwas verändern zu können, meint Co-Regisseur Arash T.  Riahi. Habe man 5 Prozent auf seine Seite gebracht, dann ist einem Anliegen der Sieg schon fast sicher.

Die Festivalfilme der Diagonale

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Via: kurier.at


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