«Femen»: Frauenbilder aus der Ukraine

«Femen»: Frauenbilder aus der Ukraine

16.05.2014, 08:04Uhr

Sie steigen den Männern aufs Dach. Sie rufen die Namen jener Männer, die eine Frau angezündet haben, um die Spuren einer Vergewaltigung zu vertuschen: Sie verlangen die Hinrichtung der schuldigen Vergewaltiger. Sie sind unbewaffnete Frauen. Sie setzen eine unwiderstehliche Waffe ein: Ihre Nacktheit.

Die Ikonen des Frauen-Widerstandes

Alain Margot hat mit seinem Film «Femen, mit Leib und Seele» die Ikonen des feministischen Widerstandes in der Ukraine begleitet. Er hat ihre ihre Aktionen auf den Strassen eingefangen: Frauen entlarven Männer, indem sie sich ausziehen: Er hat eine der politischen Aktivistinnen, Oxana Schatschko, begleitet in Weissrussland, nachdem sie vom KGB misshandelt wurde.

Er ist auf eine junge Ikonen-Malerin gestossen, die Papirossi raucht, Abercombie-T-Shirt trägt und ein prekäres Aktivistinnen-Leben führt. Wie die anderen Femen-Frauen arbeitet sie gerne mit Paradoxen. Als «Sextremistinnen» widerlegen sie gern das Vorurteil, Feministinnen seien unansehnlich. Sie demonstrieren gegen bezahlte Demonstrationen der Männer.

Filmfestival Venedig: Femen als Lieblingskinder der Medien

Die Ukraine wird von Männern zerstört

Sie sind aber auch die Lieblingskinder der Live-Medien. Sie rütteln an der Borniertheit der neuen Reichen. Ihr Feminismus ist die listige Gegenwehr gegen die Selbstbedienungs-Mentalität der Oligarchen. In den letzten zwanzig Jahren, sagt Oxana, haben ein paar Clans die Ukraine auf den Kopf gestellt. Im ukrainischen Parlament sitzt keine einzige Frau. Selbst die eiserne Lady Timoschenko sieht sie unter dem Verdacht, sie sei auf der Seite der Oligarchen.

Nur selten sieht man sie im Film, wie man sie kennt. Entblösst. Die Aktivistinnen der «Femen» verstehen sich bei ihren Aktionen als Künstlerinnen. Sie schmücken ihre Haare mit Blumen. Sie kostümieren sich mit thematischen Bemalungen. Ihre Nacktheit nutzen sie als Zeichen grösstmöglicher Ausgesetztheit, Wehrlosigkeit. Als Aktivistinnen setzen sie ihre Körper aber auch als Plakat ein, im Kampf gegen die Versklavung der Körper.

Nacktheit als Plakat

Die Frauen der ukrainischen Künstler-Gruppe «Femen» arbeiten gerne mit Paradoxen: Sie setzen ihre Nacktheit als Augenfang für die Medien ein. Sie nutzen ihre Schönheit als politische Provokation. Wer schön ist, kann trotzdem in Opposition zur Welt der Reichen stehen.

Der Film zeigt, wie ratlos die Staatsmacht demgegenüber ist. Zumindest die Männer auf der Strasse sind auf verstörende Art herausgefordert: Sextremismus ist für Polizisten eine delikate Gegnerschaft: Wer nackte Frauen prügelt, hat, egal auf welcher Seite des Rechtes er steht, zum vornherein Unrecht.

Der Film zeigt auch die alltägliche, spontane Seite von «Caran d’Ache», wie der Freund die junge Aktvistin Ksjuscha nennt, die von Versammlung zu Meeting rennt, um die Welt zu retten. Mal verteilt sie Buntstifte an Kinder. Mal verlangt sie Bürgerrechte. Mal setzt sie sich für die Tiere im Zoo ein. Sie gehört zu jener Generation, die als Kind den Zusammenbruch der Staatswirtschaft erlebte, war Zeugin, wie die Frauengeneration ihrer Mutter die Vollbeschäftigung verlor. In wenigen Monaten sahen sich die Frauen einer neuen Sklaverei ausgesetzt: 90 Prozent der Frauen verloren mit der Arbeit auch ihre Rechte.

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Seit dem 11. April 2008 ist die feministische Gruppe in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aktiv. Zu den prominentesten Aktivistinnen gehören Inna Schewtschenko, Alexandra Schewtschenko und «Caran d’Ache» – Oxana Schatschko. «Femen» zeichnet das Bild einer Frauen-Generation, die gerade lernt, eine andere Meinung als die der Mächtigen zu vertreten.

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Vorpremiere am 17. Mai um 18.15 Uhr im kult.kino atelier, in Anwesenheit des Regisseurs Alain Margot und der Femen-Gründerinnen Oxana und Sasha. 

Via: tageswoche.ch


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