Die in Tunesien zu viermonatiger Haft verurteilten Frauenrechtsaktivistinnen aus Deutschland und Frankreich sind wieder frei: Die drei Frauen kamen am Vormittag in Paris an, wie ein AFP-Journalist berichtete. In Paris und Berlin herrscht Erleichterung, nachdem in Tunesien die Strafe gegen die Aktivistinnen der Gruppe Femen zur Bewährung ausgesetzt und die Frauen aus dem Gefängnis entlassen worden waren.
Die zwei Französinnen und eine Deutsche wurden am Flughafen in Paris von der Femen-Chefin für Frankreich, Inna Schewtschenko, empfangen. Eine Erklärung gaben sie nicht ab. Das Femen-Mitglied Sarah Constantin sagte aber den wartenden Journalisten: "Sie scheinen erschöpft zu sein, aber sie sind da, das ist das Wichtigste!" Zugleich hob sie hervor, dass nur "ein Teil der Schlacht" gewonnen sei, denn die tunesische Femen-Aktivistin Amina Sbouï sei nach wie vor in Haft.
Ein Berufungsgericht in der tunesischen Hauptstadt hatte die Haftstrafen der drei Europäerinnen am Mittwoch zur Bewährung ausgesetzt. Die Frauen waren vor zwei Wochen in erster Instanz zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil sie Ende Mai mit entblößten Brüsten vor dem Justizpalast in Tunis für die Freilassung von Sbouï demonstriert hatten. In der Nacht wurden sie freigelassen und vom Frauengefängnis Manouba bei Tunis zum Innenministerium gebracht. Danach verließen sie das Land.
Im Berufungsprozess hatten sich die Aktivistinnen für ihren Protest entschuldigt. "Ich bedaure die Tat und entschuldige mich", sagte die Deutsche Josephine Markmann dem Richter Moez Ben Frej. Dieser bedeutete ihr auf Französisch, dass derartige Aktionen nach islamischem Recht nicht gestattet seien. "Wir wollten die Tunesier nicht schockieren und werden es bestimmt nie wieder tun", sagte die Französin Pauline Hillier. Die jungen Frauen erschienen in einem traditionellen Gewand, das sie von Kopf bis Fuß verhüllte.
Die beiden französischen Anwälte der Frauen, Patrick Klugman und Ivan Terel, sagten AFP, für sie sei es ein "großes Glück", dass sie in Tunesien für die Freiheit der Femen-Frauen plädieren konnten und dass deren Botschaft gehört worden sei. Jetzt würden sie sich verstärkt um ihre Mandantin Amina kümmern. Die 18-Jährige sitzt seit Mitte Mai in Untersuchungshaft, weil sie gegen eine Versammlung von Salafisten protestiert und auf eine Mauer nahe einem Friedhof in Kairouan das Wort Femen geschrieben hatte.
Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), äußerte sich erfreut über die Freilassung der Aktivistinnen. Zugleich forderte er, dass nun auch Amina Sbouï freigelassen werden müsse, die "ungerechtfertigterweise" wegen ihrer Meinungsäußerung im Gefängnis sitze. Auch die französische Regierung brachte ihre "Erleichterung" zum Ausdruck. Die Freilassung erfolgte wenige Tage vor einem für Anfang Juli geplanten Besuch von Frankreichs Staatschef François Hollande in Tunesien.
Dieser Artikel aus der Kategorie Politik wurde von AFP am 27.06.2013, 15:14 Uhr mit den Stichwörtern Deutschland, Frankreich, Tunesien, Menschenrechte, Justiz, ZF, veröffentlicht.
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