«Model, geh nicht ins Bordell!»

Die gestylten Gäste der Versace Prêt-à-porter-Show trauten bei ihrer Ankunft am Abend des 24. Februar 2012 ihren Augen nicht, als ukrainische Aktivistinnen mit nacktem Busen Parolen skandierten und Plakate hochhielten, auf denen unter anderem «Fashion ist Faschismus» und «Model, geh nicht ins Bordell!» stand. Die gleichen Parolen prangten auch in grossen schwarzen Buchstaben auf dem nackten Oberkörper der Demonstrantinnen. Auf einem weiteren Plakat war der Medusa-Kopf, das Markenzeichen Versaces, mit der Überschrift «Anorexia» versehen. Mit dieser Aktion protestierte die ukrainische Organisation Femen gegen Fashiondesigner, die übertrieben dünne Models für ihre Shows buchen. Von ihnen käme der Druck auf die jungen Models, sich der Karriere willen auf Size Zero zu hungern.





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Sind Versace und schwule Designer an der Magersucht der Models schuld?

Magermodels als Erfolgsgarant für Werbekampagnen und Fashionshows sorgen seit Jahren für Schlagzeilen. 2006 hungerten sich zwei Models in Brasilien und Uruguay sogar zu Tode. Seit 2006 schliessen die Organisatoren der Fashion Week in Madrid Models mit einem Body-Mass-Index (BMI) von weniger als 18 von den Modenschauen aus. Dem Beispiel Madrids ist jedoch keine der drei grossen Modemetropolen Paris, Mailand und New York gefolgt. Dort gilt immer noch die Maxime «Keine ist zu dünn, um schön zu sein». Kritiker sehen einen Grund dafür in der Tatsache, dass der Grossteil der berühmten Fashiondesigner schwul ist und deshalb bei den weiblichen Models einen knabenhaften Körper ohne Kurven, Busen und Po bevorzugt.

Weshalb die Protestgruppe Femen ausgerechnet die Fashionshow-Location von Versace gestürmt hat, ist nicht klar. Versace bucht nicht dünnere Models als andere internationale Designer – auch weil Versaces Mode seit jeher sehr feminin ist und sich durch sexy Schnitte auszeichnet. An exzessiv dünnen Models kämen die femininen Kleider nicht schön zur Geltung. Ein Grund für die Wahl des italienischen Labels könnte sein hoher Bekanntheitsgrad in der Ukraine und den restlichen Ländern der ehemaligen Sowjetunion sein. Der zuweilen von Puristen als etwas zu pompös kritisierte Stil von Versace trifft seit jeher voll den Geschmack der ehemaligen Sowjetbürger.

Mit blankem Busen gegen Sextourismus und Wahlfälschung

Die Protestaktion bei Versace ist nur eine von zahlreichen Femen-Aktionen, die alle nach dem gleichen Prinzip ablaufen – nämlich immer mit nacktem Busen. Gemäss Femen sei diese Provokation die einzige Art, um sich in der Ukraine Verhör zu verschaffen. Die 2008 in Kiew gegründete Feministen-Gruppe, die sich in erster Linie für die Selbstbestimmung der Frau einsetzt, hat schon mit Protestaktionen gegen Wahlfälschung, Sextourismus, Kinderhandel und Leihmutterschaft auf sich aufmerksam gemacht. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos versuchten sie kürzlich, aufs Gelände vorzudringen, um gegen die «Gangster-Party» der Kapitalisten zu protestieren. Die Polizei schritt umgehend ein. So auch in Mailand, wo der Einsatz von Sicherheitskräften verhinderte, dass die Aktivistinnen ins Innere des Saales gelangen konnten. Die Fashionshow von Versaces Prêt-à-porter-Kollektion für Herbst/Winter 2012/13 verlief deshalb ohne jeglichen Zwischenfall. Für Donatella Versace ist die Aktion eine willkommene Gratis-Werbung, da ihre Fashionshow jetzt von New York bis Sidney intensiv kommentiert wird.
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Versace präsentiert seine Prêt-à-porter-Kollektion für Herbst/Winter 2012/13 in Mailand (Video: YouTube, ModTV)


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Ihre Meinung ist gefragt: Finden Sie die Models der Versace-Fashionshow zu dünn? Wäre ein gesetzlich geregelter Mindest-BMI eine Lösung? Wieso eifern schon Kinder dem Schönheitsideal des dünnen Models nach? Diskutieren Sie mit!

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