Nach dem Pussy Riot-Urteil Femen zerstören Kreuz

Wasserstoff gefärbte blonde Mähne, rote Hotpants, nackter Oberkörper, auf dem „Free Pussy“ geschrieben steht. Das nur 1:50 Minute lange Video geht gerade um die Welt: Inna sägt darin mit zwei Helferinnen ein riesiges hölzernes Kreuz in Kyiv um. Die Aktivistinnen der ukrainischen Frauengruppe Femen sind wieder unterwegs.

Mit dieser Aktion wollen sie gegen die Haftstrafe der russischen Performance-Künstlerinnen „Pussy Riot“ demonstrieren und gegen die Macht der russisch-orthodoxen Kirche. Die Reaktionen, sagt uns Inna, waren heftig:

"Viele religiöse Menschen würden mich am liebsten tot sehen. Sie würden mich gerne umbringen. Manche von ihnen rufen mich an, schreiben mir voller Hass. Ich wundere mich wirklich, denn so eine Ausdrucksweise kann ich in den heiligen Schriften nirgends finden. Die Reaktion ist heftig, weil es etwas Neues in der Ukraine ist. Niemand war mutig genug, die Kirche in der Ukraine oder in Russland anzugehen. Die ist viel zu gut vernetzt und organisiert. Das ist Big Business."

Inna, Femen-Aktivistin




Hass kam nicht nur von religiösen Menschen, sondern auch von der Presse. Und nicht nur von der russischen oder ukrainischen. Das Nachrichtenportal heise.de beschreibt diese Aktion als „nicht besonders intelligent.“ Vor allem, weil das hölzerne Kreuz angeblich gar kein russsich-orthodoxes sei. Das Kreuz sei 2004 zu Zeiten der „orangenen Revolution“ von griechisch-katholischen Ukrainern errichtet worden - in Gedenken an die Opfer des stalinistischen Terror-Regimes. Haben die Femen tatsächlich keine Recherche betrieben. Ist das hir hirnloser, blinder Aktionismus? Propaganda und Unsinn, sagt uns Inna.

"Also: ich glaub, ich muss noch ein paar Falsch-Informationen korrigieren. Das echte Kreuz, das Mahnmal für die Opfer des Stalin-Regimes ist in etwa 20 Meter entfernt von dem Kreuz das wir gefällt haben. Es ist eben nicht dieses Kreuz. Das sind Falschinformationen, die russische Journalisten gezielt gestreut haben. Aber seis drum. Ich muss noch mal betonen: Wir sind Aktivisten und wir arbeiten sehr viel mit Symbolen. Und wir benutzen sie für unseren Protest."

Inna, Femen-Aktivistin

Kontraproduktiver Protest




Die Verknüpfung zwischen Kreml - und Kirchenpolitik - darauf haben auch „Pussy Riot“ in der Kathedrale in Moskau hingewiesen und Femen will damit weitermachen. Nicht nur die traditionell religiöse ukrainische Öffentlichkeit ist schockiert. Auch russische Unterstützerinnen von Pussy Riot fühlen sich diskreditiert und finden die Aktion möglicherweise kontraproduktiv. Das gefällte Kreuz beleidigt religiöse Gefühle und führt vielleicht eher zu Gegenwind in der russischen Gesellschaft – das sagt Anastasia Gorkowa, unsere Zündfunk Mitarbeiterin in Moskau.

"Wenn Pussy Riot überhaupt eine politische Aktion ist, dann ist die Aktion der Femen mehr Gotteslästerung. Es greift den Glauben vieler an, hab ich das Gefühl. Ich weiß nicht, ob es so viel Sinn macht."

Anastasia Gorkowa, Zündfunk-Reporterin in Moskau

Sinn oder Unsinn. Beknackte Aktion, mutiger politischer Protest oder „Publicity Geilheit“ nach der Verhaftung von Pussy Riot? Darüber lässt sich noch lange diskutieren- nur nicht mit der ukrainischen Staatsanwaltschaft. Die leitete bereits ein Verfahren gegen die Femen ein - wegen Gruppen-Rowdytums. Damit drohen Inna bis zu vier Jahren Haft. Sie geht aber immer noch ans Telefon und öffnet ihre Haustür.

"Ach, ich habe bereits zwei Anzeigen am Hals. Die erste war, weil ich in einer ukrainischen Kirche gegen ein drohendes Gesetz demonstriert habe, das gegen Abtreibung durchgesetzt werden sollte. Ich weiß wirklich nicht, wie sich alles hier entwickeln wird…ich kann heute verhaftet werden, wer weiß…aber wir alle sind dafür bereit. Wir sind nicht nur ein Haufen Mädels, die plötzlich mit einer Idee im Kopf raus gehen und protestiert haben. Das hier ist unser Leben, wir alle haben uns für diesen Weg entschieden und wir tun das hier 24 Stunden am Tag."

Inna, Femen-Aktivistin

Via: br.de


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