"Hat man vor ein paar Jahren nach Bildern von protestierenden Frauen gesucht, hat man kaum etwas gefunden. Jetzt ist das anders", meinte Beate Hausbichler bei der Podiumsdiskussion, bei der auch die ukrainischen Aktivistinnen FEMEN zu Gast waren.
Die Gruppe junger Frauen, die des Öfteren mit entblößten Brüsten auf ihre Anliegen aufmerksam machen, ist nur ein Beispiel für eine neue Positionierung des politischen Frauenbilds in der Öffentlichkeit.
"Mit Gesten unsere Körper zurückerobern", erklären die FEMEN-Aktivistinnen ihre Aktionen. Gezielt nützen Sie die Entblößung um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Vor Kurzem erst traten Aktivistinnen von FEMEN gegen unfaire Wahlen in Russland in dem Wahllokal auf, in dem Minuten davor Putin seine Stimme abgegeben hat.
Die Auftritte sind bis ins Detail geplant: Die Haltung ist selbstbewusst, ihr Blick ernst, die Dramaturgie stellt die Forderungen ins Zentrum. Kritik für ihre Aktionen ernten FEMEN jedoch auch von Frauen. Selbst wenn sich diese sich zum Teil auch gegen Sexismus richten.
FEMEN liefen Gefahr mit der Entblößung lediglich den männlichen Voyeurismus zu bedienen und von den Medien nicht immer ganz so selbstbewusst dargestellt zu werden wie sie selbst es wollten, argumentiert etwa Petra Unger von "20.000 Frauen" bei der letzten Podiumsdiskussion, veranstaltet von den Grünen Wien.
Für Schlagzeilen sorgte in den letzten Wochen auch die russische (Frauen)Band Pussy Riot. Sie gaben mit ihren Putin-kritischen Liedern "Überraschungskonzerte" an öffentlichen Plätzen in Moskau ...
... wie zum Beispiel beim Kreml oder in der U-Bahn und wurden damit in ganz Russland bekannt. Zahlreiche Interviews für russische Medien später haben sie sich eine Reihe neuer Feinde gemacht.
Der letzte Auftritt fand in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau statt - ein Affront in doppelter Hinsicht, zumal Pussy Riot dort nicht nur gegen Putin sondern auch gegen die Religion angesungen hat.
Nachdem bereits ein Interviewtermin mit dem KURIER in Moskau vereinbart war, musste dieser von der Band kurzfristig wieder abgesagt werden. "Die Polizei versucht uns zu erwischen. Wir können jetzt niemanden mehr treffen." Den Teilnehmerinnen drohen bis zu sieben Jahren Gefängnis.
Am anderen Ende der Welt sorgte dagegen 2011 eine Aussage der kanadischen Polizei für weltweites feministisches Echo: Um sexuelle Übergriffe auf Frauen zu vermeiden, sollten diese sich möglichst nicht wie "Schlampen" anziehen.
Kurz später marschierten auf der ganzen Welt wie "Schlampen" angezogene Frauen auf den Straßen, um gegen die Täter-Opfer-Umkehr bei sexueller Gewalt zu protestieren. Der sogenannte "Slutwalk" als Protestform war geboren.
Das Recht auf (sexuelle) Selbstbestimmung steht im Zentrum der Forderungen bei den Slutwalks. 2011 wurde zum Beispiel in Miami, Paris, Sao Paolo oder auch in Wien (Foto) marschiert.
Wie FEMEN oder Pussy Riot wird auch der Slutwalk kritisiert.
Vor allem die Verwendung des Begriffs "Schlampe" und das freizügige Auftreten der Protestierenden finden nicht überall Anklang - Feministinnen "älterer Schule" kritisieren, dass Sexismen als Protestmittel gegen Sexismus nicht die geeignete Form wären, um ihre Anliegen in die Welt zu tragen.
Diese Herangehensweise unterscheidet die jüngsten feministischen Aktionen auch von traditionelleren Feminismen.
Via: kurier.at
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