Panorama
Tunis –
Sie schrieb sich „Mein Körper gehört mir“ auf die nackte Haut und löste damit in ihrer tunesischen Heimat einen Skandal aus. Für ihren Mut musste Amina Tyler teuer bezahlen. Die eigene Familie entführte sie.
Die Nacktkämpferinnen von Femen machten weltweit mit einem „Tag des Oben-Ohne-Heiligen-Krieges“ auf das Schicksal der entführten Nacktbloggerin aufmerksam. Sie sind es auch, die jetzt ein erstes Lebenszeichen von Amina veröffentlichten. In einem Internet-Videochat berichtet die mutige Tunesierin von ihren Qualen.
Sicherheitskräfte führen beim Eröffnungsrundgang der Hannover Messe die nackte Femen-Demonstrantin ab.
Foto: dpa
Im März saß sie mit Freunden vor einem Café, als ihr Vater und ihr Cousin sie packen, zu Boden stoßen, ihr das Handy wegnehmen und sie in ein Auto verfrachten. Sie brachten die junge Frau ins Haus einer Tante, wo sie geschlagen wurde bis ihr Vater rief: „Hört auf“. Danach kam Amina ins Haus ihrer Großmutter und musste sich vor zwei alten Frauen aus ihrer Familie ausziehen. „Sie wollten sehen, ob ich noch Jungfrau bin“, erinnerte sich die Bloggerin. „Es war furchtbar.“
Dann wurde sie in ein kleines Dorf gebracht, wo sie niemanden kannte. Man stellte sie mit Tabletten ruhig, versuchte sie zu „bekehren“. „Sie legten mir ihre Hände auf den Kopf und lasen den Koran. Dabei bin ich Atheistin.“ Ein Iman habe erklärt, sie sei verhext.
Irgendwie gelang Amina die Flucht. Wie, möchte sie nicht verraten. Auch nicht, wo sie Unterschlupf fand. Amina, für die ein Prediger nach der Nacktfoto-Aktion die Steinigung gefordert hatte, will weiterkämpfen. Bevor sie Tunesien wohl für immer verlassen wird, will sie noch einmal Oben-Ohne protestieren. Um ihrer Familie und den Hardlinern ihrem Land zu zeigen: Ihr könnt mich entführen und foltern – aber ihr könnt mich nicht brechen.
Beim Besuch in der KURIER-Redaktion erklärt das Berliner Femen-Team um die Gründerin Sascha Schewtschenko seine Vorhaben.
Foto: Lebie
Via: berliner-kurier.de
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