Nach sechs intensiven Verhandlungstagen im Zuhälterprozess um den ehemaligen geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) Dominique Strauss-Kahn wird am Dienstag der 65-Jährige selbst vor Gericht erwartet. Sein Anwälte-Team — unter der Leitung von Star-Anwalt Henri Leclerc — hat bereits vor Beginn des Prozesses angedeutet, wohin seine Verteidigungsstrategie führen will: DSK habe an den wilden Sex-Orgien im Carlton-Hotel teilgenommen, aber nicht gewusst, dass die Frauen, mit denen er Sex hatte, Prostituierte seien.
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Die Affäre Strauss-Kahn
Politische Verschwörung wurde schon angedeutet
Ob der Richter den Anwälten die Geschichte des naiven Strauss-Kahn abkauft, wird sich zeigen. Doch die Verteidiger werden ihren Mandanten sehr wahrscheinlich auch als Opfer darstellen — Opfer eines Lauschangriffs und am Ende Opfer einer politischen Verschwörung.
Anzeichen dafür gab es bereits: Am Freitag deutete der ebenfalls angeklagte Geschäftsmann Emmanuel Riglaire vor Gericht an, der ganze Fall sei eine «orchestrierte Aktion» gewesen, um DSK als Spitzenkandidat für die französische Präsidentschaft zunichtezumachen.
Lauschangriff von Sarkozys Minister genehmigt
Tatsächlich könnte an diesem Argument was dran sein: Der TV-Sender Canal Plus hatte vor kurzem berichtet, dass vor rund vier Jahren eine genehmigte Abhöraktion in den Zimmern des Hotel Carlton durchgeführt wurde. Zwischen Juni 2010 und Februar 2011 sammelte die Polizei Daten und Namen. Darunter tauchte derjenige des damaligen IWF-Chefs auf.
Brisant: Die Lauschaktion war vom damaligen Premierminister François Fillon bewilligt worden. Es war schon damals bekannt, dass Ex-Präsident Nicolas Sarkozy den Sozialisten DSK als seinen gefährlichsten politischen Gegner betrachtete.
Noch mehr: Einer der Fahnder gibt an, dass Ende März 2011 — sechs Wochen bevor DSK in New York wegen des Vorwurfs der versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchens im New Yorker Sofitel festgenommen wurde — Sarkozy und Fillon ein USB-Stick mit den pikanten Daten erhalten haben. Diese Information dürfte für den Anwalt von DSK ein gefundenes Fressen sein.
(kle)
Via: 20min.ch
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