Zwei Femen-Frauen erklären ihren Nackt-Protest | Warum wir uns ausziehen …

Es sollte ein Dienst sein für ihre Freundin, die im Gefängnis sitzt, und für alle Frauen dieser Welt. Am Freitag, kurz nach acht, zeigte Theresa Lehmann aus Heilbronn, 23, mit zwei anderen jungen Frauen vor dem Bundeskanzleramt in Berlin ihre nackten Brüste. Die drei sind Aktivistinnen der Frauenrechtsorganisation Femen, die 2008 in der Ukraine gegründet wurde, und mittlerweile weltweit mit Oben-ohne-Protesten für Aufsehen sorgt. Am Freitag ging es um die Freilassung der Hamburgerin Josephine W., 19, die seit elf Tagen in Tunesien im Gefängnis sitzt, weil sie halb nackt vor dem Justizpalast in Tunis demonstriert hat.

Aber kann ein nackter Busen wirklich die Welt retten? Was sind das für Frauen (in Deutschland 21; weltweit ca. 300), die mit nackten Brüsten protestieren? In BILD am SONNTAG sprechen die Femen-Amazonen Theresa Lehmann, 23, und Klara Martens, 22, über ihre Busen-Botschaft. Wir sind gleich per Du.

BILD am SONNTAG: Theresa, vorgestern wurdest du während deiner Aktion fest­genommen.

THERESA: Ich habe gar nicht gesehen, wie die Polizei kam. Wir schrien: „Merkel, free Femen!“ Dann wurden meine Hände nach hinten gerissen und wir wurden weggezerrt.

Was war das für ein Gefühl, als plötzlich der Polizist nach dir griff? Du warst schließlich halb nackt.

THERESA: Das ging alles so schnell, man ist ja auch voller Adrenalin. Ich hab das kaum mitbekommen.

Und deine nackten ­Brüste, auf die jeder starrt, sind kein Problem für dich?

THERESA: Nein, es ist einfach nur überwältigend in dem Moment. Man schreit und fühlt sich ganz stark, weil man mit jeder Faser seines Körpers für seine Überzeugung kämpft. In dem Moment ist unser Körper nur Mittel für unsere Botschaft.

Hast du den Eindruck, dass die Aktion gestern etwas gebracht hat?

THERESA: Ich denke schon. Frau Merkel hat jetzt vom tunesischen Staat einen fairen Prozess gefordert.

Ihr glaubt also, dass ihr mit nacktem Busen etwas erreichen könnt?

KLARA: Ja, natürlich! Es ist ja die Presse da, und so können wir verbreiten, dass die da gefangen sind. Wenn wir das nur auf Facebook schreiben, kriegt das ja kaum jemand mit.

Nackt-Protest

Femen-Demo fr diese Deutsche: Josephine W. sitzt im Militrgefngnis

Josephine W. (19)
Femen-Demo für diese Deutsche

Nackte „Femen“-Aktivistinnen in Berlin: Protest gegen die Inhaftierung der Deutschen Josephine W. in Tunesien.
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Welche war denn eure erfolgreichste Aktion?

KLARA: Der Nackt-Protest gegen „Germany’s Next Topmodel“ in der Live-Sendung mit Heidi Klum. Danach bekamen wir 4000 zusätzliche Likes bei Facebook. Jetzt haben wir die 10 000-Marke geknackt.

Kennt ihr Femen-Frauen euch untereinander alle persönlich?

KLARA: Ja, klar.

Und woher?

Klara: Aus dem Internet. Wer mitmachen möchte, schreibt uns eine E-Mail. Dann treffen wir uns, und dann macht man bei den ersten Aktionen mit. Und so lernt man sich natürlich kennen. Mittlerweile sind wir jeden Tag in Kontakt. Per Facebook, SMS, Skype und Twitter.

Wie seid ihr zu Femen gekommen?

KLARA: Beide durch die Zeitschrift „Emma“, die in einer Titelgeschichte über Femen berichtet hat. Bei Femen geht es nicht nur darum zu reden, sondern zu machen. Wirklich aktiv werden, mit vollem Körpereinsatz. So bekommt der Feminismus auch etwas Junges.

Wir haben den Eindruck, dass bei Femen nur junge, attraktive Frauen mitmachen.

KLARA: Nein, eigentlich nicht. Wir haben eine neue, zukünftige Aktivistin, die ist 50. Langsam haben auch ältere Frauen Interesse, bei uns dabei zu sein.

Es dürfte also auch eine Frau mit XXL-Größe blank ziehen?

THERESA: Klar, bei uns kann jede mitmachen. Sie sollte nur über 18 sein, Jüngere wissen noch nicht um die Konsequenzen, die eine Aktion haben kann.

So wie die Aktion in Tunis? Das war doch eigentlich klar, dass Josephine im Gefängnis landen würde, oder?

KLARA: Ja, das wussten wir. Und ihr war es bewusst. Aber es nicht zu machen, wäre die falsche Botschaft.

Was sagen eure Familien zu euren Aktionen?

KLARA: Also meine steht da voll hinter mir.

THERESA: Meine auch. Schließlich sind wir ja auch alt genug.

Was sagen eure Freunde zum Nacktprotest?

KLARA: Wir sind beide Single. Aber das hat nichts mit Femen zu tun.

Haben eure Väter nichts dagegen, dass ihr eure nackten Brüste zeigt?

KLARA: Meiner hat mich noch nie drauf angesprochen. Meine Mutter hat nur gesagt, dass sie nicht gut finden würde, wenn ich bei Aktionen wie der in Tunesien mitmache. Sie hat Angst um mich.

Kannst du sie verstehen?

KLARA: Ja klar, ich werde auch nicht nach Tunesien fahren. Das Risiko wäre mir persönlich zu groß. Ich respektiere Josephine aber für ihre mutige Entscheidung.

Wir lange wollt ihr noch bei Femen aktiv sein?

KLARA: Irgendwann werden sich die Leute satt gesehen haben. Aber ich würde die Aktionen auch noch mit 80 machen.

Via: bild.de


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